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Impuls zum 4. April 2021

Zum Ostersonntag

Von Hope Rauguth, Saarbrücken, Geistlicher Beirat von pax christ

Ostern beginnt im Dunkel der Nacht

Im Dunkel unsrer Nacht, entzünde das Feuer, das nie mehr verlischt.

Gesang aus Taizé © Ateliers et Presses de Taizé, 71250 Taizé, Frankreich

Meine engen Grenzen

1. Meine engen Grenzen,

meine kurze Sicht bringe ich vor dich.

Wandle sie in Weite:

Herr, erbarme dich.

Wandle sie in Weite:

Herr, erbarme dich.

 

2. Meine ganze Ohnmacht,

was mich beugt und lähmt, bringe ich vor dich.

Wandle sie in Stärke:

Herr, erbarme dich.

Wandle sie in Stärke:

Herr, erbarme dich.

 

3. Mein verlornes Zutraun,

meine Ängstlichkeit bringe ich vor dich.

Wandle sie in Wärme:

Herr, erbarme dich.

Wandle sie in Wärme:

Herr, erbarme dich.

 

4. Meine tiefe Sehnsucht

nach Geborgenheit bringe ich vor dich.

Wandle sie in Heimat:

Herr, erbarme dich.

Wandle sie in Heimat:

Herr, erbarme dich.                                                                                                                      Eugen Eckert, 1981

Evangelium vom Ostersonntag Johannes 20, 1-18

1 Am ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war. 2 Da lief sie schnell zu Simon Petrus und dem anderen Jünger, den Jesus liebte, und sagte zu ihnen: Sie haben den Herrn aus dem Grab weggenommen und wir wissen nicht, wohin sie ihn gelegt haben. 3 Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zum Grab; 4 sie liefen beide zusammen, aber weil der andere Jünger schneller war als Petrus, kam er als Erster ans Grab. 5 Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging jedoch nicht hinein. 6 Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden liegen 7 und das Schweißtuch, das auf dem Haupt Jesu gelegen hatte; es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle. 8 Da ging auch der andere Jünger, der als Erster an das Grab gekommen war, hinein; er sah und glaubte. 9 Denn sie hatten noch nicht die Schrift verstanden, dass er von den Toten auferstehen müsse. 10 Dann kehrten die Jünger wieder nach Hause zurück. 11 Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Während sie weinte, beugte sie sich in die Grabkammer hinein. 12 Da sah sie zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, den einen dort, wo der Kopf, den anderen dort, wo die Füße des Leichnams Jesu gelegen hatten. 13 Diese sagten zu ihr: Frau, warum weinst du? Sie antwortete ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen und ich weiß nicht, wohin sie ihn gelegt haben. 14 Als sie das gesagt hatte, wandte sie sich um und sah Jesus dastehen, wusste aber nicht, dass es Jesus war. 15 Jesus sagte zu ihr: Frau, warum weinst du? Wen suchst du? Sie meinte, es sei der Gärtner, und sagte zu ihm: Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast! Dann will ich ihn holen. 16 Jesus sagte zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und sagte auf Hebräisch zu ihm: Rabbuni!, das heißt: Meister. 17 Jesus sagte zu ihr: Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen. Geh aber zu meinen Brüdern und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott. 18 Maria von Magdala kam zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie berichtete, was er ihr gesagt hatte.

Sequenz                                                                                                                                      Singt das Lob dem Osterlamme,

bringt es ihm dar, ihr Christen.

Das Lamm erlöst die Schafe:

Christus, der ohne Schuld war,

versöhnte die Sünder mit dem Vater.

Tod und Leben, die kämpften

unbegreiflichen Zweikampf;

des Lebens Fürst, der starb, herrscht nun lebend.

Maria Magdalena,

sag uns, was du gesehen.

Das Grab des Herrn sah ich offen

und Christus von Gottes Glanz umflossen.

Sah Engel in dem Grabe,

die Binden und das Linnen.

Er lebt, der Herr, meine Hoffnung,

er geht euch voran nach Galiläa.

Lasst uns glauben, was Maria den Jüngern verkündet.

Sie sahen den Herren, den Auferstandnen.

Ja, der Herr ist auferstanden, ist wahrhaft erstanden.

Du Sieger, König, Herr, hab Erbarmen!

(Amen. Halleluja.)

Impuls zum Nachdenken

Aktuelle Umfragen ergeben, dass nur noch eine Minderheit der jungen Christ*innen, etwa 1/3, an die Auferstehung Jesu Christi glaubt. Und obwohl diese Auferstehung der Eckstein unseres Glaubens ist, kann man sie nicht als Argument und Mittel ins Feld führen, um etwas zu beweisen. Auf eine moderne Art der Beschäftigung mit dem Thema Auferstehung in einem 2-teiligen Action-Film machte mich ein Schüler meiner damals 11. Klasse aufmerksam. Im Film "Das Jesus-Video" entdeckt ein Archäologiestudent in Israel ein 2000 Jahre altes Skelett mit einer Titanschiene am Bein und Amalgamfüllungen in den Zähnen. Des Rätsels Lösung: Es handelt sich um einen Zeitreisenden, der in die Zeit Jesu nach Jerusalem geschickt wurde, um einen Video-Film über Jesus zu drehen und uns endlich Gewissheit zu verschaffen. Im Film beginnt dann eine mit brutalen Gewaltszenen gespickte Jagd nach diesem Video. Über zahlreiche Leichen geht dabei eine in der Nachfolge der Heiligen Inquisition stehende Organisation "Der Lukanierorden", die um jeden Preis verhindern möchte, dass das Video in falsche unwürdige Hände fällt.

Schließlich gelangt der geschockte Zuschauer in den Genuss einiger Szenen dieses Videos: Der Zeitreisende filmt die Grabkammer Jesu. Das Grab ist nicht leer, der Leichnam Jesu liegt von den Kreuzesmalen gezeichnet und in Tücher gewickelt da. Das Video entfaltet im Film keine weitere Wirkung, weil es unmittelbar nach dieser Aufführung vernichtet wird. Aber beim Bericht meines Schülers, war die wesentliche Botschaft des Filmes: Auf dem Video sieht man, Jesus ist nicht auferstanden. Ja wäre das die Lösung bei all dem Unglauben, wir schicken einen Zeitreisenden mit Video-Kamera zu Jesu Grab und lassen die Ereignisse der Osternacht filmen und hätten dann ein für alle mal und für jeden nachvollziehbar den Beweis?

Doch kann man so einen Weg zum Auferstehungsglauben finden? Handelt es sich um ein Ereignis, das einem solchen Beweis zugänglich ist? Die Geschichte des Johannes-Evangeliums schildert die Auferstehung selbst nicht. Sie zeigt uns die Entstehung des Auferstehungsglaubens. Die ersten Zeug*innen der Auferstehung Petrus, der Lieblingsjünger und Maria Magdalena haben je ihre eigene Befindlichkeit und ihr eigenes Erleben und auch ihren je eigenen Weg zum Glauben. Die Ostererfahrung der Jünger und Jüngerinnen setzt voraus, dass sie schon ein ganzes Stück Weg mit Jesus gegangen sind. Maria, Petrus, Johannes, sie alle haben ihre Geschichte mit Jesus. Es ist eine Geschichte voll Erwartung, Hoffnung, Träumen und Scheitern.

Maria aus Magdala am See Genezareth gehörte zum engsten Kreis um Jesu. Bevor sie zu ihnen gestoßen war, ging es ihr sehr schlecht. Nichts in ihrem Leben wollte ihr gelingen, alles war schwer zu ertragen. Und dann ist sie Jesus begegnet und ihr Leben hat sich völlig verändert. Sie war begeistert davon, wie er auf Menschen zuging und wie er mit ihnen umging. Seine Art zu leben und seine Ideen, wie menschliches Leben glücken kann, haben sie sehr beeindruckt.  Ganz lebendig hat er von Gott, seinem Vater erzählt, das hat sie gestärkt und ihr Leben war wieder leichter und freier. So ist eine tiefe Freundschaft entstanden und sie ist mit Jesus und den anderen Freunden durchs Land gezogen, um die frohe Botschaft vom Reich Gottes zu verkündigen. Und dann wurde ihre Freundschaft plötzlich zerstört, denn Jesus musste am Kreuz sterben. Sie stand selbst unter dem Kreuz und es zerriss ihr das Herz. Ganz verzweifelt war sie und glaubte, dass ihr Leben jetzt keinen Sinn mehr hätte. Zum letzten Mal wollte Maria ihm noch etwas Gutes tun. Am frühen Morgen des ersten Wochentages nahm sie all ihren Mut zusammen und ging ganz früh hinaus zum Grab. Wohlriechende Salben und Öle hatte sie dabei, um den Leichnam damit einzusalben.

Doch was sah sie, als sie beim Grab angekommen war: Der Stein war weggerollt, die Tücher, in die der Leib Jesu eingewickelt war, lagen auf dem Boden. Sie weinte, weil sie das überhaupt nicht verstand. Ob die zwei Apostel, die sie herbeirief, etwas verstanden?  Als diese gegangen waren, schaute sie sich um und sah einen Mann, den sie für den Gärtner hielt: Er fragte sie, wen suchst du? Sie erzählte ihm alles. Da sagte er: “Maria!” – und Sie spürte sofort: Das kann nur Jesus sein. Keiner spricht sie so an wie er. Am liebsten hätte sie ihn festgehalten. Aber er schickte sie zu den anderen, um Zeugin zu sein und ihnen zu erzählen, was sich ereignet hatte. So wurde sie zur Apostelin der Apostel.

Auf unserem Lebensweg und unserem Engagement für Frieden begleitet uns Gott und Jesus und sie können dem Leben Sinn und Bedeutung geben. Nach dem Zeugnis der Jüngerinnen und Jünger Jesu gab es immer wieder Menschen in der Nachfolge Jesu. Von besonderer Bedeutung für uns in pax christi sind die Erfahrungen und Zeugnisse der Gewaltfreiheit. Jesus zeigte uns bereits vor 2.000 Jahren die gewaltfreie Art, sich den Mächtigen entgegenzustellen: Ungerechtigkeiten aufzudecken, Regeln zu brechen, um eine herrschende Kultur in Frage zu stellen und Menschenwürde zu reklamieren, kreativ und gewaltlos zu handeln, statt gewaltsam zurückzuschlagen. Dieser Ansatz konnte über die Jahre fantasievoll vervielfältigt werden. Beispiele dafür hat pax christi in der Broschüre „gewaltfrei wirkt“ dokumentiert.  Ein Beispiel daraus berichtet von Blockaden in Liberia 2002 – 2006. Diese und Sitzstreiks einer Koalition christlicher und muslimischer Frauen überzeugen die politisch verantwortlichen Männer davon, über das Ende eines jahrzehntelangen Bürgerkriegs zu verhandeln. Sie mobilisieren erfolgreich Unterstützung für die Wahl von Ellen Johnson-Sirleaf, der ersten Frau als Staatsoberhaupt eines afrikanischen Landes.

Die Botschaft von Jesus und seiner Auferstehung lässt sich nicht abstrakt schildern und erleben. Jeder von uns hat seinen Bezug dazu, weil wir alle unsere individuelle Geschichte mit Jesus und seiner Botschaft haben. Manche vielleicht explizit. Bei Manchen mag der Glaube mehr eine kaum wahrgenommene Hintergrundmusik sein.

Was immer aber im Vordergrund meines Lebens stand und steht, es gehört in diese Beziehung hinein. Nur dann kann ich anfangen zu verstehen, was Ostern ist. Kein Film kann mir das erklären, ob realistisch oder fiktiv. Auch kein Theologe. Die Begegnungen mit Jesus, seiner Botschaft und mit seinen Zeuginnen und Zeugen zeigen uns: Das Leben ist stärker als der Tod.

ostermorgen

ostermorgen

und dann

der magdalenische schrecken

am grab

das geöffnet und leer

fast unscheinbar

zwischen den hecken

lässt der gärtner

im gruss

sich entdecken

kurt marti, gott gerneklein. gedichte. im radius verlag, Stuttgart 1995

Osterwunsch

Was kann Auferstehung schon ändern?

Auferstehung kann

die Versteinerungen erweichen

        die Herzen

        und Menschenleben

        einschnüren

den Hass beenden

        der unverzeihlich

        und rachsüchtig

        auf Vergeltung sinnt

die Hoffnungslosigkeit durchbrechen

        nach dem Tod lieber Menschen

        nach dem Zerbrechen von Lebensplänen

        und dem Ende von Beziehungen

helfen, in eine Zukunft aufzubrechen

        wo Liebe über das Gesetz

        Frieden über Gewalt

        und Hoffnung über Sinnlosigkeit siegt

Auferstehung ist geschehen

        an mir liegt es

                es auch heute geschehen zu lassen

Hans Pock

Vater unser

Segen

Der auferstandene Herr

schenke dir

die Behutsamkeit seiner Hände,

die Güte seiner Augen,

das Lächeln seines Mundes,

die Treue seiner Schritte,

den Frieden seiner Worte,

die Wärme seines Herzens,

das Feuer seines Geistes,

das Geheimnis seiner Gegenwart!

Französischer Segensspruch

 

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